Muß alles was gut ist zerstört werden?
Ich bin schön seit sehr vielen Jahren ein Fan des guten Kürbiskernöles aus der Steiermark. Begonnen hat es mit meiner Nachbarin der "Zita". Sie kommt aus Straden und ihre Mutter hat sehr wenig aber ein besonders gutes Kürbiskernöl für den Eigenbedarf gemacht. Sie hat die Kürbisse noch mit der Hand entkernt und war bei der Pressung mit dabei. Solche kleinen Bauernhöfe wie die Mutter der "Zita" haben den Ruf des steirischen Kürbiskernöls aufgebaut. Es hat sehr lange gedauert bis das Kürbiskernöl in der Küche als Hochgenuß Einzug gehalten hat. Leider so mit 80 Jahren war ihr die Arbeit dann zu schwer.
Jetzt waren wir aber schon süchtig nach gutem Kürbiskernöl. Als süchtiger entwickelt man ungeahnte Kräfte und wir haben monatelang das Beste Kürbiskernöl gesucht. Bei weitem waren wir nicht immer erfolgreich, so manches (steirische) Kürbiskernöl haben wir als Sondermühl entsorgt. Mit Sorge erkannten wir das auch hier schon die Gier wieder alles Gute zerstört. Kerne aus China, schlechte Qualität zu Dumpingpreisen, was über zwei Generationen aufgebaut wurde wird jetzt zur Hybris.
Kronenzeitung 28.Mai 2009
Billigware aus Fernost statt "Grünem Gold" aus der Steiermark: Eine groß angelegte Untersuchung der Zeitschrift "Konsument" hat jetzt enthüllt, dass der Großteil des Kürbiskernöls aus Rohstoffen gewonnen wird, die nicht aus Österreich stammen. Zumeist kommen die Samen aus China und osteuropäischen Ländern. Doch mit vollmundigen Slogans versuchen viele Hersteller den Kunden vorzugaukeln, dass das Produkt ein original steirisches sei. Allerdings erfüllen lediglich fünf von 26 Ölen die strengen Qualitätskriterien des EU-Gütesiegels "Geschützte geographische Angabe" (g.g.A.).
Ein steirischer Kürbiskernbauer, der namentlich nicht genannt werden will, bestätigte gegenüber krone.at die Einfuhr von Billigkernen: "Insider wissen schon lange, dass Kernöl, das aus dem Ausland stammt, als steirisches Kernöl gekennzeichnet wird. Viele steirische Bauern haben Felder in Ungarn oder kaufen die Kürbiskerne in Asien ein, weil das um bis zu 50 Prozent billiger kommt. Offiziell bekannt war das bisher nicht, aber es wurde Zeit, dass das endlich rauskommt."
Mit Slogans wie "Originalrezept aus der Steiermark", "In Steirischer Tradition" und "Schonend gepresst in unserem österreichischen Traditionsbetrieb" versuchen die Hersteller von minderwertigem Kürbiskernöl den Eindruck zu erwecken, dass ihre Produkte aus dem "Grünen" Bundesland stammen. Doch all diese Sprüche haben eines gemein: Sie verschleiern die wahre Herkunft der Kerne, die für das Öl verwendet wurden. Denn die stammen zumeist aus Fernost und osteuropäischen Ländern. Konsistenz, Geschmack und Farbe der Öle lassen dann oft zu wünschen übrig.
Riesige Mengen an Kürbiskernen werden importiert
"Die Hersteller verzichten zum großen Teil gänzlich auf die Angabe, aus welchem Land die Kerne stammen, aus denen sie ihr Öl gewinnen. Selbst auf Nachfrage schweigen sich viele dazu aus. Insider berichten allerdings, dass der Großteil aus Ländern wie China, Kroatien und Ungarn importiert wird", so "Konsument"-Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck.
Dass es beim Kürbiskernöl oft nicht mit rechten Dingen zugehen kann, zeigt ein kurzes Rechenbeispiel: Für die Menge des in Österreichs gepressten Öls sind etwa 18.000 Tonnen Kürbiskerne nötig. Doch die Ernte in unserem Land beträgt gerade einmal 9.000 Tonnen, also die Hälfte. Und auch die Preise sollten Konsumenten stutzig machen. "Gutes inländisches Öl kostet pro Liter etwa 16 Euro. Beim Discounter gibt es das Produkt bereits zu einem Literpreis von zehn Euro. Um diesen Preis ist es nur schwer vollstellbar, ein hochwertiges Öl aus heimischen Kernen zu produzieren – egal, was auf den schön gestalteten Flaschen draufstehen mag: Man sollte sich von blumigen Aussagen nicht in die Irre führen lassen und genau auf das Etikett achten", so der Rat von Ernährungswissenschaftlerin Birgit Beck.
"Schuld sind die Ölmühlenbetreiber!"
Rosi Wilhelm von der Landwirtschaftskammer sieht als Schulduige nicht die Landwirte, sondern die Betreiber der heimischen Mühlen: "Es sind nicht unsere Bauern, die diesen Kundennepp betreiben, sondern Besitzer von Ölmühlen. Viele wittern das große Geschäft, kaufen billige Kürbiskerne aus China, Rumänien oder Ungarn zu. Leider haben wir noch kein Gesetz, das die Herkunftskennzeichnung der Hauptzutaten für Lebensmittel vorschreibt."
Der Konsumentenschutz rät den Verbrauchern bis dahin, sich auf das blau-gelbe Gütesiegel "g.g.A." zu verlassen. Es stellt sicher, dass die für das Öl verwendeten Kürbiskerne nur aus bestimmten Gebieten in der Steiermark, in Niederösterreich und im Burgenland stammen dürfen.
ORF - 28. Mai 2009 - Der Konsument deckt auf!
Kürbiskernöl aus chinesischen Kürbiskernen - 3500 Tonnen Kürbiskerne kommen aus China
Das grünlich-schwarze, nussig-aromatische Kürbiskernöl wird immer beliebter. Gedanklich verbindet man Kürbiskernöl mit der Steiermark, und das suggerieren auch viele Flaschen in den Supermarktregalen mit Aufschriften wie „Das grüne Gold aus Österreich“, „Originalrezept aus der Steiermark“ und „In steirischer Tradition“. Tatsächlich kommt aber ein großer Teil der Kerne aus dem Ausland - aus China zum Beispiel. Das zeigt eine Analyse des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) für die Zeitschrift "Konsument". Eine Tatsache, die die Hersteller – rechtlich gedeckt - gerne verschweigen.
26 Kernöle untersucht
Das Testmagazin "Konsument" hat die Herkunft von 26 in Österreich erhältlichen Kürbiskernölen erhoben. Bei 16 davon ist auf den Etiketten nicht ersichtlich, wo der Rohstoff, also die Kürbiskerne her stammen.
Auf Nachfrage bei den Herstellern verweigerten sieben die Auskunft, bei den Anderen waren die Angaben großteils ziemlich vage, sagt VKI-Ernährungsexpertin Birgit Beck. Einige Hersteller gaben u.a. Ungarn, Rumänien, Russland, Slowenien, Kroatien und China als Einkaufsgebiete an.
Nur zwei Hersteller gaben an, dass sie die Kürbiskerne für ihr Öl aus China beziehen. Bedingung für diese Auskunft war, dass sie nicht namentlich genannt werden. Der VKI will allerdings von Insidern erfahren haben, dass bis zu zwei Drittel der Kerne für in Österreich hergestelltes Kürbiskernöl aus dem Ausland stammen und davon ein großer Teil aus China.
Rechtlich korrekt
Werden die Öle in Österreich gepresst, so muss die Herkunft der Rohstoffe auch nicht angegeben werden. Das bedeute, dass die Hersteller im rechtlichen Rahmen agieren, sagt Ernährungsexperetin Beck.Aber das sei nicht das, was der Konsument wolle. Zahlreiche Anfragen über die VKI-Hotline beweisen, dass die Herkunft von Lebensmitteln ein ganz, ganz wichtiges Thema ist.
Irreführende Bezeichnungen
Bezeichnungen wie "Das grüne Gold aus Österreich", "Originalrezept aus der Steiermark" oder "In steirischer Tradition" seien bei Rohstoffen aus dem Ausland durchaus zur Irreführung geeignet, kritisiert Birgit Beck vom VKI.
Denn wenn man ein Kernöl kaufe, das suggeriere, dass es aus der Steiermark kommt, tatsächlich kommen die Kerne aber aus einem anderen Land - da komme man sich als Konsument schon ein bissen gepflanzt vor.
Tipp für den Einkauf
Seit 1998 ist steirisches Kürbiskernöl eine von der EU geschützte Regionalmarke. Wer beim Einkauf auf Nummer sicher gehen möchte, nur hochwertiges, heimisches Öl zu erwerben, sollte auf die blau-gelbe Kennzeichnung ,geschützte geografische Angabe’ (g.g.A) achten. Nur diese Öle dürfen als "Steirisches Kürbiskernöl" bezeichnet werden.
Die Angabe garantiert u.a. dass die für das Ölv erwendeten Kürbiskerne nur aus bestimmten Gebieten in der Steiermark, in Niederösterreich und im Burgenland stammen dürfen. Und zwar u.a. aus der südlichen Steiermark (politische Bezirke Deutschlandsberg, Feldbach, Fürstenfeld, Graz-Umgebung, Hartberg, Leibnitz, Radkersburg, Voitsberg und Weiz), aus Niederösterreich (u.a. politische Bezirke Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Melk, Gänserndorf) sowie aus dem südlichen Burgenland (politische Bezirke Jennersdorf, Güssing und Oberwart)
Preise
Der Preis für inländische Öle liegt zwischen 15 und 22 Euro pro Liter. Belohnt wird man dafür mit dunklem, zähflüssigem, nussig schmeckendem Kernöl. Produkte mit minderer Qualität sind bräunlich und dünnflüssig. Auch die nussige Note fehlt.
Der Preis für die elf erhobenen Bio- Kürbiskernöle – keines davon ist ein g.g.A.-Öl – liegt zwischen 23 und 40 Euro. Die Kerne für diesen noch recht kleinen Markt kommen, falls es sich um österreichische Rohware handelt, überwiegend aus Niederösterreich.
Die Hälfte der zehn erhobenen Kürbiskernöle aus konventionellem Anbau ist dagegen bereits um rund zehn bzw. elf Euro pro Liter erhältlich. Um diesen Preis sei es nur schwer vollstellbar, ein hochwertiges Öl aus heimischen Kernen zu produzieren – gleich was auf den schön
gestalteten Flaschen draufstehen mag, sagt Beck. Man sollte sich von blumigen Aussagen nicht in die Irre führen lassen und genau auf das Etikett achten.
Das war bereits 2007
In einer Handelskette habe ich vor kurzem ein Schild entdeckt.....Kernöl aus China......wahrscheinlich gibt es sogar jemanden der sich darauf was einbildet.
Ich habe versucht mit dem Niederlassungleiter zu reden ob das echt notwenig ist das Kernöl aus China verkauft wird. Kein Kommentar, aber was soll er sonst sagen?
Sozusagen aufgeweckt - habe ich mehrere Ölmühlen befragt und siehe da, die Antworten waren eher verhalten. Jetzt bin ich erst recht neugierig geworden und wollte es ganau wissen. Tatsächlich werden Kürbiskerne aus China zu steirischem Kürbiskernöl verpresst. Bei mehreren Mühlen werden zumindest Kerne aus China beigemengt. Da ich niemand an den Pranger stellen will verfolge ich das Thema nicht weiter. Für mich ist klar bei der Auswahl des Kernöls bin ich um eine Erfahrung reicher geworden.
Wieder einmal beweist es sich. Liefern die Produzenten an die großen Handelsketten, steigen die Mengen, sinken die Preise und damit kommt alles aus China.
Achtung auf die Regionalmarke:
Seit 1998 gibt es die Regionalmarke "Steirisches Kürbiskernöl", eine so genannte geschützte geografische Angabe. Nur Kürbiskerne aus Gebieten der Steiermark, dem Burgenland und aus Niederösterreich dürfen zu "Steirischem Kürbiskernöl" verarbeitet werden. Aufschriften wie etwa "Kernöl aus der Steiermark" sind hingegen kein Garantiesiegel.
weiter
China mischt beim Kernöl mit Bericht Kleine Zeitung vom 23. 08 2007
Nicht überall wo Steiermark oben steht, ist auch Steiermark drinnen.
Kernöl ist so etwas wie das Elixier der Steirer, eine der tragenden Säulen steirischer Idendität. Doch auch hier ist nicht immer alles Gold, was glänzt oder besser: nicht immer alles "echt steirisch", was in der Flasche landet. Vor allem China tritt als Produzent von Kürbiskernen immer stärker in Erscheinung. Und mischt mit Dumping-Preisen den Weltmarkt auf. So kommt es, dass in Flaschen, die aus der Steiermark stammen, chinesische Kürbiskerne verarbeitet wurden. Ein Befund, der etwa in einem Beschluss des Steiermärkischen Landtages vom 14. März 2005 so formuliert wurde: "Auf Grund der Kostenstrukturen dieser Länder werden ausländische Kürbiskerne zu Niedrigpreisen in der Steiermark angeboten. Da die Ölmühlen fast ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien handeln, werden diese ausländischen ,Billigkerne' sehr stark verwendet."
Regionalmarke. Seit 1998 gibt es die Regionalmarke "Steirisches Kürbiskernöl", eine so genannte geschützte geografische Angabe. Nur Kürbiskerne aus Gebieten der Steiermark, dem Burgenland und aus Niederösterreich dürfen zu "Steirischem Kürbiskernöl" verarbeitet werden. Aufschriften wie etwa "Kernöl aus der Steiermark" sind hingegen kein Garantiesiegel.
Schnellverfahren. Wie soll man bei fertigem Kernöl feststellen, ob nur steirische Kürbiskerne für die Erzeugung verwendet wurden? An der Montanuni Leoben wird fieberhaft an einer Lösung des Kontrollproblems geforscht. So soll es in zwei Jahren ein Schnellverfahren geben, das es ermöglicht, die Herkunft der Ingredienzien exakt feststellen zu können.
"Fingerprint". Der Bedarf an so einem Verfahren ist sehr groß", sagt Donata Bandoniene vom Institut für Analytische Chemie. "Es werden sehr viele chinesische Kürbiskerne mitgepresst". In Leoben wird also nach dem "Fingerprint" des Kernöls gespürt. Schon Kerne aus Regionen innerhalb der Steiermark unterscheiden sich voneinander. "Blinde Passagiere" aus China erst recht.